Ausstellung: Heimat- und Kulturverein Lauda erinnert im Rathaus in Lauda noch bis 30. Juli 2015 an Georg Elser und sein missglücktes Attentat 1939 im Bürgerbräu-Keller

 

Gedenken an einen mutigen Gegner Hitlers

An den weithin unbekannten Widerstandskämpfer Georg Elser erinnert eine Ausstellung, die nun vom Heimat- und Kulturverein Lauda (rechts dessen Vorsitzender Werner Hellinger) zusammen mit dem Referenten Josef Seibold (links) im Foyer des Rathauses in Lauda eröffnet worden ist.

 

Lauda. Georg Elser - totgeschwiegen - vergessen - und doch ist er in die Riege der herausragenden Gestalten einzuordnen, die Hitlers verbrecherische Ziele weitsichtig erkannten und ihn unter Lebensgefahr zu beseitigen suchten. Er wuchs in einer Zeit auf, die geprägt war von gewaltigen Umwälzungen: Vom Kaiserreich unter Wilhelm II. über den Ersten Weltkrieg, die Revolution von 1918/19, an deren Ende die Weimarer Republik stand. Inflation, Weltwirtschaftskrise und millionenfache Arbeitslosigkeit bereiteten den Boden für die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und seine verheerende Politik.

 

 

Diesen weithin unbekannten Widerstandskämpfer ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und besonders der Schulen zu rücken, hat die Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, realisiert mit Förderung durch die Landesstiftung Baden-Württemberg, eine Dokumentation mit dem Titel: "Ich habe den Krieg verhindern wollen" konzipiert, die der Heimat- und Kulturverein Lauda (HKV) bis zum 30. Juli im Foyer des Rathauses in Lauda zeigt.

 

 

Eröffnet wurde sie mit einem Vortrag von Josef Seibold, früher Lehrer an der Georg-Elser-Schule Königsbronn und nun in Pension, der nach Einführung und Begrüßung des HKV-Vorsitzenden Werner Hellinger kenntnisreich und interessant das Leben Elsers und die Hintergründe seines Handelns "aufblätterte". Den musikalischen Rahmen gestalteten Dieter Braun & Co. auf der chromatischen Mundharmonika. Elser, am 4. Januar 1903 als Kind armer Bauern geboren, besuchte in Königsbronn sieben Jahre die Volksschule, begann mitten im Ersten Weltkrieg eine Lehre als Eisendreher, die er aus gesundheitlichen Gründen nach zwei Jahren abbrechen musste, und beendete seine anschließende Schreinerlehre als Kammerbester.

 

 

Nach der Arbeit in verschiedenen Betrieben war es eine Uhrenfabrik in Konstanz, wo Elser bei der Insolvenz der Firma anstelle seines ausstehenden Lohnes mehrere Uhrwerke als Abfindung erhielt. Die Uhrwerke und Sprengstoff aus einem Königsbronner Steinbruch waren schließlich wichtige Zutaten zu dem ein Jahr lang vorbereiteten Anschlag am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräu-Keller.

 

 

Alles war auf das Genaueste geplant, die beiden Uhrwerke zur Absicherung des Zeitpunkts der Sprengung bereits 96 Stunden zuvor eingestellt; nach menschlichem Ermessen konnte nichts schiefgehen. Doch Hitler hatte seine Rede kurzfristig vorgezogen, beendete sie genau 13 Minuten vor der Explosion und hatte zu diesem Zeitpunkt mit all seinen Gefolgsleuten den Raum verlassen.

 

 

Elser war zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Fahrt nach Konstanz; von dort wollte er in die Schweiz. Ein unglücklicher Zufall führte zu seiner Festnahme und schließlich in die Todeszelle. Am 9. April 1945 - also kurz vor Kriegsende - wurde er im KZ Dachau mit einem Genickschuss getötet, der Leichnam verbrannt und die Asche verstreut. Nicht einmal ein Grab wurde ihm zugestanden.

 

 

Als Elsers besondere Tragik stellte der Referent die kurzen wesentlichen Zeitspannen des Misslingens seines Plans vor: "13 Minuten fehlten zum Gelingen des Anschlags - etwa 30 Meter fehlten zur Schweiz - 20 Tage zur Befreiung des KZs durch die US-Armee".

 

 

Tief beeindruckt hatten die Anwesenden dem fesselnden Vortrag zugehört; der HKV-Vorsitzende würdigte Josef Seibold für seine Ausführungen und überreichte ein Weingebinde aus dem Taubertal.

 

 

© Fränkische Nachrichten, Mittwoch, 15.07.2015